Vereinfachte Betriebsanweisungen
Vereinfachte Betriebsanweisungen
Gemeinsam mit den Unternehmen Paul Hettich GmbH & Co. KG und Teckentrup GmbH & Co. KG und der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), entwickelten wir 2012 vereinfachte Betriebsanweisungen für ein besseres Verständnis von Sicherheitsunterweisungen der Mitarbeiter/-innen ausländischer Herkunft. Ziel der Kooperation war es, durch die Vereinfachung von Betriebsanweisungen ein sicheres Arbeitsverhalten zu erreichen. Durch die Vereinfachung auf ein anschaulicheres Sprachniveau werden Ressourcen für die Erstellung von Betriebsanweisungen in unterschiedlichen Sprachen geschont. Weiter soll im Sinne der Sicherheit am Arbeitsplatz eine einheitliche Kommunikationsebene durch Förderung der deutschen Sprache in der Belegschaft etabliert werden.
„Die BGHM und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) möchten über die vereinfachten Betriebsanweisungen eine bessere Beachtung von Arbeitsschutzregelungen erreichen und den Unternehmen eine zielführende Anleitung ihrer Mitarbeiter/-innen mit Blick auf die Reduzierung von Arbeitsunfällen ermöglichen.“, so Dr. Johannes Schulze und Dr. Matthias Eisenbrand von der BGHM.
Inhalte
Menschen mit Migrationshintergrund, die im produzierenden Gewerbe arbeiten, sind laut einer Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales einem erhöhten Arbeitsunfallrisiko ausgesetzt. Die ausgeübten Tätigkeiten werden im wissenschaftlichen Terminus auch als 3-D jobs bezeichnet („…many dirty, difficult and dangerous […] jobs“). Erschwerend kommt hinzu, dass die Arbeiter häufig über schlechte Deutschkenntnisse verfügen und somit den Sicherheitsanweisungen an ihrem Arbeitsplatz durch mangelndes Verständnis kaum Folge leisten können.
Gemeinsam mit den Unternehmen Paul Hettich GmbH & Co. KG und Teckentrup GmbH & Co. KG setzten wir in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) an dieser Stelle an und entwickelten ein Verfahren zur Vereinfachung von Betriebsanweisungen, um ein erhöhtes Verständnis bei den Sicherheitsanweisungen zu erreichen. In erfolgreicher Zusammenarbeit konnten methodische Verfahrensschritte entwickelt und angewandt werden. Unterstützt wurden die Unternehmen und ihre Kooperationspartner von der Sprachschule Antropolis GmbH – Unternehmensspezifisches Fachsprachentraining.
Im Ergebnis des Vereinfachungsverfahrens steht ein durchschnittlicher Verständniszugewinn von 20 Prozentpunkten für Mitarbeitende mit Sprachniveau A2. Die Ergebnisse und Methodiken des Verfahrens sind ausführlich in einer Broschüre zusammengefasst, unter Downloads bereit steht. Die Broschüre richtet sich an Sicherheitsfachkräfte und Führungskräfte in Betrieben, um Anregungen für ähnliche Modifizierungen der Sicherheitsanweisungen zu geben.
Das Verfahren wurde entlang von vier Vereinfachungsschritten entwickelt:
- Modulare Vereinfachung
- Didaktische Vereinfachung
- Arbeitsorganisatorische Vereinfachung
- Sprachliche Vereinfachung
Im Rahmen der modularen Vereinfachung wurden beispielsweise Abschnitte, die von zentraler Bedeutung sind („Erste Hilfe“- /Entsorgungs-Anweisung) aus der Betriebsanleitung herausgelöst und in eigene Abschnitte gefasst, um so eine Reduktion der gesamten Anweisung und gleichzeitig eine Fokussierung auf zentrale Sicherheitshinweise zu erreichen.
Hinsichtlich der didaktischen Vereinfachung wurde die Ausrichtungsform der Betriebsanweisungen verändert. Dies scheint notwendig, da in der betrieblichen Praxis Gefahren und entsprechende Schutzmaßnahmen untereinander gelistet werden. In der neuen Konzipierung werden diese daher direkt nebeneinander gelistet, um eine bessere Übersicht zu gewährleisten. Arbeitsorganisatorische Vereinfachungen geben den Mitarbeitenden Strukturen, welche Schutzmaßnahmen, wann in welcher Reihenfolge zu erledigen sind. Hinsichtlich sprachlicher Vereinfachung wird für die Betriebsanweisungen immer ein einfach verständliches Sprachniveau mit Bezug auf die Zielgruppe gewählt.
Downloads
Broschüre „Vereinfachte Betriebsanweisungen“