Die Agentur für Arbeit bereitet die Integration der Flüchtlinge vor

Die Agentur für Arbeit bereitet sich auf die Integration der Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt vor. Thomas Richter, Leiter der Agentur in Bielefeld stellt fest: „Die Integration der Flüchtlinge ist eine gesellschaftliche Aufgabe und es sind humanitäre Aspekte zu berücksichtigen. Die Agentur reagiert darauf, indem sie sich stärker und früher engagiert, als das gesetzlich notwendig ist. Und auch wenn es eine herausfordernde Aufgabe ist, sehe ich uns in der Lage sie zu bewältigen. Und zwar ohne dass andere Gruppen – wie z. B. Langzeitarbeitslose – fürchten müssten, schlechter gestellt zu werden als bisher.“

Die organisatorischen Vorbereitungen der Agentur auf ihre Integrationsaufgabe sind bereits in vollem Gang. Anpassungen im EDV-System und fünf neue Stellen in der Agentur sind hier das eine. Die Koordination mit den Jobcentern, in deren Aufgabenbereich die Arbeit mit anerkannten Asylbewerbern fällt, ist das andere. Hier sind in Bielefeld und Gütersloh Absprachen getroffen worden, die sicherstellen, dass im Fall der Anerkennung bruchlose Übergänge zwischen den Institutionen stattfinden. Geplant ist der Aufbau sogenannter Integration Points, in denen Arbeitsagenturen und Mitarbeitende des Ausländeramtes sowie der Jobcenter Flüchtlingen eine gemeinsame Anlaufstelle bieten. Ein erster Integration Point hat am 1. September in Düsseldorf die Arbeit aufgenommen.

Die rechtliche Situation der Flüchtlinge in Bezug auf eine Arbeitsaufnahme hat sich verändert, da die Wartefristen verkürzt wurden. Nach einer Wartefrist von drei Monaten sind Asylbewerber und Geduldete jetzt berechtigt eine Arbeit aufzunehmen, allerdings existiert hier eine Vorrangprüfung, die abklären soll, ob Deutsche oder EU-Ausländer, die arbeitslos sind, diese Arbeit übernehmen können. Sie entfällt erst, wenn die entsprechenden Personen 15 Monate im Land sind. Nach einer Anerkennung des Asylantrags ist eine Arbeitsaufnahme jederzeit ohne Vorrangprüfung möglich.

Im Bezirk der Bielefelder Arbeitsagentur sind mehrere Tausend Flüchtlinge anwesend. Unter ihnen überwiegen die Männer und 40-50 % von ihnen sind unter 25 Jahre alt. Damit bilden sie unter demografischen Gesichtspunkten ein großes Potenzial für den deutschen Arbeitsmarkt. Bisher sind gut 150 Flüchtlinge als Bewerberinnen und Bewerber im System der Agentur für Arbeit erfasst und Beratungsgespräche werden bereits geführt. Bis zum Jahresende wird dieser Kreis nach Schätzungen der Agentur auf ca. 200-300 Personen angewachsen sein. Hier wird mit Unterstützung bspw. der Kommunen im Kreis Gütersloh eine Vorauswahl durchgeführt, um sicherzustellen, dass nach Sprachefähigkeiten und Qualifikation geeignete Personen schnell in die Vermittlung überführt werden.

Für den allergrößten Teil der Flüchtlinge werden aber umfassendere Integrationsmaßnahmen notwendig sein. Eines der wesentlichsten Integrationshindernisse sind fehlende Sprachkenntnisse, doch zeichnet sich hier ein Wandel in der Herangehensweise ab. Mussten Flüchtlinge bisher lange Wartezeiten hinnehmen, bis sie an Sprachkursen teilnehmen konnten, so verfügt die Agentur jetzt befristet bis zum Jahresende 2015 als Sofortmaßnahme über die finanziellen Mittel und die Möglichkeiten früher mit der Sprachqualifikation zu beginnen. Eine weitere Schwierigkeit für die Integration ist die Erhebung von Qualifikationen und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Da die Ausbildungssysteme in den Herkunftsländern meist weit von dem abweichen, was in Deutschland Praxis ist, fehlt oft eine formale Qualifikation oder wenn sie vorhanden ist, haben die Menschen die Nachweise nicht auf die Flucht mitnehmen können. Um hier unterstützen zu können, werden Verfahren der Kompetenzfeststellung benötigt. Zurzeit wird die Kompetenzfeststellung durch den berufspsychologischen Service der Agentur ausgeführt. Um die Kapazitäten hier zu erweitern wird ab Anfang 2016 ein externer Dienstleister diese Aufgabe übernehmen.

Thomas Richter stellt dazu fest: „Die Potenziale, die Menschen mit Fluchterfahrung mitbringen sind hoch und für die deutsche Wirtschaft von großem Wert. Staat und Gesellschaft sind in der Lage die Aufgabe der Integration zu bewältigen, solange nur allen klar ist, dass hier ein dauerhaftes Engagement gefragt ist und wir uns nicht entmutigen lassen. Denn ein schneller Erfolg wird nicht möglich sein.“

Kontakt: Frau Rohani-Dezfuli (bielefeld.migration@arbeitsagentur.de

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