In Bielefeld bietet das vom Verein BAJ e. V. (Berufliche Ausbildung und Qualifizierung Jugendlicher und Erwachsener) getragene private Berufskolleg am Tor 6 jungen Flüchtlingen Möglichkeiten zu Spracherwerb, Ausbildung und Berufsorientierung.

Seit 1984 ist der BAJ e. V. tätig, um am Arbeitsmarkt benachteiligten Jugendlichen Qualifizierung und Berufsorientierung zu bieten. 2010 wurde in seiner Trägerschaft das private Berufskolleg am Tor 6 gegründet, um die Arbeit der städtischen oder öffentlichen Berufskollegs in Bielefeld zu ergänzen. Seit 2012 macht es dabei auch pädagogisch speziell auf jugendliche Flüchtlinge zugeschnittene Angebote. Markus Schäfer-Willenborg, Geschäftsführer des BAJ e. V stellt fest: „Die Zusammenarbeit zur Integration junger Flüchtlinge in das Schulsystem funktioniert in Bielefeld sehr gut. In einer inhaltlichen und finanziellen Projektpartnerschaft arbeiten Berufskolleg am Tor 6, die Öffentlichen Berufskollegs, die Bezirksregierung Detmold, das Amt für Schule der Stadt Bielefeld und die REGE mbH zusammen, um jungen Flüchtlingen Unterstützung und Perspektiven zu bieten. Das Berufskolleg am Tor 6 ergänzt mit seinem Schwerpunkt der Alphabetisierung und Sprachvermittlung dabei die Arbeit der städtischen Berufskollegs, die z.B. weitergehende Schulabschlüsse vermitteln.“

Das Berufskolleg am Tor 6 hat zurzeit 510 Schüler und 35 teilweise in Teilzeit beschäftigte Lehrkräfte. 212 der Schüler sind Flüchtlinge, die aus 13 Ländern nach Bielefeld gekommen sind, hauptsächlich aus Syrien und dem Irak. Die „Internationalen Förderklassen“ besuchen Schülerinnen und Schüler mit sehr unterschiedlicher Vorbildung, das Spektrum reicht vom Analphabeten bis zum Hochschüler.

Die Arbeit mit den Jugendlichen umfasst im Wesentlichen die Bereiche Sprachvermittlung, Schulunterricht und Berufsorientierung. Dabei ist Spracherwerb ein Schwerpunkt. Es werden sprachhomogene Klassen gebildet, aus denen ein Schüler bei Erreichen eines bestimmten Niveaus in die nächsthöhere Klasse wechseln kann. Ziel ist es, das Sprachniveau B1 zu erreichen, das als Minimum für die Aufnahme einer Ausbildung betrachtet wird. Die Jugendlichen erhalten 10-14 Stunden Deutsch in der Woche. Dabei wird darauf geachtet, dass der Sprachunterricht nicht theoretisch sondern handlungsorientiert abläuft, da damit ein höherer Lernerfolg erreicht wird. Außerdem werden 4 bis 8 Stunden Werkstattunterricht erteilt, in denen das gelernte Deutsch angewendet werden kann, sowie Mathematik, Naturwissenschaften, Fachtheorie, Gesellschaftslehre, Sport und auf freiwilliger Basis Religionsunterricht.

Der Erwerb von Sprache ist ein zentraler Punkt für die jungen Flüchtlinge. Daneben geht es aber vor allem auch darum, in Deutschland anzukommen und sich in einer fremden Gesellschaft und Kultur zurecht zu finden. Hier stehen am Tor 6 Sozialarbeiter zur Verfügung, um auf die weitergehenden Bedürfnisse der Jugendlichen einzugehen. Anette Seyer, Schulleiterin am Tor 6 verweist in diesem Zusammenhang darauf: „Der Frauenanteil unter den jungen Flüchtlingen wächst und wir haben uns in der Sozialarbeit darauf eingestellt. Wir haben eine Sozialarbeiterin, die spezielle Sprechstunden für die jungen Frauen anbietet und sich auf ihre Themen wie Gesundheit, Anforderungen in der Familie und anderes konzentriert.“

Die jungen Flüchtlinge bleiben ein bis zwei Jahre am Tor 6. Ihre Ausbildungsziele sind der Erwerb eines Sprachzertifikats vom Niveau B1, der Übergang in eine duale Ausbildung, Schule oder Hochschule oder der Erwerb eines Gesellenbriefs beim BAJ. Und Markus Schäfer-Willenborg lobt die Schüler: “Die langwierigen Asylverfahren sowie häufige Änderungen in den Regelungen, die ihre Möglichkeit zum Schulbesuch betreffen, sind große Unsicherheitsfaktoren für die geflüchteten Jugendlichen. Trotzdem stellen wir immer wieder fest, dass die Motivation dieser Gruppe außerordentlich hoch ist. Sie wollen wirtschaftlich selbständig und unabhängig von Sozialleistungen sein und sind bereit, hart dafür zu arbeiten.“

Kontakt:

Berufskolleg am Tor 6

Frau Anette Seyer

Mail:ASeyer@berufskolleg-tor6.de

Telefon 0521 5573100411

BAJ e. V.

Markus Schäfer-Willenborg

Mail: mschaefer-willenborg@baj-bi.de

Telefon 0521 96502-115